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Sommerfrische mit
süßen Bienen & buntem Gemüse

TIERWOHL in der Bienenhaltung &
Lebensmittelabfall- VERMEIDUNG

Freitag, 5. Juli 2024

AfterWork Sommerfrische_Bienen & Gemüse (c) ÖKL_240705 (40).jpg

Die heutige AfterWork am Bauernhof Landpartie führt uns zur Bio-Honigschmiede Gangl, wo es um das Tierwohl von Honigbienen mit dem Bio-Imker Gernot Gangl gehen wird. Anschließend werden wir beim Bio-Hof Adamah erfahren, wie Landwirt:innen durch präzise Planung von Ernte und Lieferung von Gemüse Lebensmittelverschwendung nahezu vollständig vermeiden können.
Zuvor, während der Busfahrt, gibt uns Kornelia Zipper, die Projektleiterin von AfterWork am Bauernhof, einen Einblick in

die österreichische Landwirtschaft sowie zu den heutigen Produkten und Schwerpunkten, um uns auf die Thematik einzustimmen.
Sie erklärt uns, dass in Österreich etwa 33.000 Imker:innen gemeinsam rund 460.000 Bienenvölker betreuen. Diese Imker:innen produzieren jährlich etwa 8.800 Tonnen Honig, was die Bedeutung der Bienenhaltung und Honigproduktion

im Land unterstreicht. Pro Jahr konsumiert ein/e durchschnittliche Österreicher:in etwa 1,2 kg Honig. Der Selbstversorgungsgrad bei Honig liegt bei nur 44 %. Im Vergleich dazu vertilgt jede/r Österreicher:in im Jahr stolze 124 kg Gemüse und der SVG liegt bei 57 %. Man unterscheidet grundsätzlich zwischen Feldgemüse (z.B. rote Rüben, Zwiebeln), Garten- und Gewächshausanbau (z.B. Tomaten, Gurken). Nach diesem kurzen Überblick rollen wir schon bei Gangls Bio-Honigschmiede ein wo wir alles zum Nutztier Biene erfahren möchten!

Gangls Bio-Honigschmiede, 1220 Wien

„Das erste Mal bei der Ernte konnte ich 14 kg Honig gewinnen. Es war ein tolles Gefühl – dieses respektvolle Miteinander

mit den Bienen - und ich wusste gleich: Das will ich ausbauen!“
2007 begann die Reise der Gangls in die Bienenhaltung, die durch den Besuch eines Anfängerkurses zur Leidenschaft wurde und zur Qualifikation als Facharbeiter und später als Imkermeister führte. 2010 gründete das Paar im 22. Bezirk Wiens ihre Imkerei, die seither nach den Richtlinien von Bio-Austria arbeitet. Die Bienenstöcke werden in der eigenen Werkstatt aus regionalem, unbehandeltem Fichtenholz hergestellt. Die 200 Bienenvölker sind in verschiedenen Teilen Wiens

und dem angrenzenden Niederösterreich aufgestellt. Dieser landwirtschaftliche Betrieb ist insofern untypisch, als er mitten in der Stadt liegt und keine landwirtschaftlichen Flächen umfasst.

Learnings
Junge Bienenköniginnen legen bis zu 2.000 Eier pro Tag. Innerhalb des Bienenstocks gibt es verschiedene spezialisierte Arbeiterbienen mit verschiedenen Aufgaben:
•    
Heizerbienen können die Muskeln ihres Flügelapparats trennen, mit den Flügeln fächern und dadurch den Stock heizen.
•    
Ammenbienen kümmern sich um die Larven.
•    
Baubienen bauen die Waben und verfügen über spezielle Bienenwachsdrüsen.
•    
Wächterbienen schützen den Stock und das Volk vor Feinden wie Hornissen.

•    Tracht-, Flug- und Sammelbienen sammeln und bringen Pollen und Nektar in den Bienenstock.
Die Bienenkönigin, auch "Weisel" genannt, weist den Weg und wird in einer speziellen Weiselzelle großgezogen.


Wirtschaftliche Bedeutung der Bienen
Bienen gehören aufgrund ihrer Bestäubungsleistung zu den drei wichtigsten wirtschaftlichen Nutztieren, gleich nach Rindern und Schweinen. Ein Beispiel für ihre Bedeutung ist der Vergleich der Bestäubung von Kirschbäumen: Bei Bienen-bestäubung erzielt man bis zu 80 Prozent mehr Ertrag im Vergleich zur händischen Bestäubung. Weltweit sind 80 Prozent der Pflanzen auf Bestäuber wie Bienen angewiesen.
Bienen sind blütenstet oder blütentreu, was bedeutet, dass eine Biene so lange bei einem Apfelbaum bleibt, bis die Blüten keinen Pollen mehr abgeben. Weitere faszinierende Fakten über Bienen umfassen ihre Fähigkeit plastisch zu sehen, indem sie ihre Fühler verwenden, und ihre Kommunikation durch den Schwänzeltanz, der von Karl von Frisch erstmals beschrieben wurde. Außerdem können Bienen mit ihren Flügeln den Bienenstock auf ideale 35 Grad Celsius heizen, um optimale Bedingungen zu schaffen.

 

 


Einer der wichtigsten Teile der Arbeit für Gernot Gangl ist auf das Wohl seiner Bienen zu achten! Obwohl Bienen, wie erwähnt das drittwichtigste Nutztier für die Menschen sind, gibt es bislang keinen offiziellen Leitfaden für das Tierwohl in der Bienenhaltung.
Dennoch kann Gernot durch die Umsetzung bestimmter Maßnahmen eine bienengerechte Haltung fördern:
Bienen sollten die Möglichkeit haben, ihre Waben selbst zu bauen, da dies ihrem natürlichen Verhalten entspricht. Die Beuten (Bienenstöcke) sind so zu gestalten, dass sie den natürlichen Lebensbedingungen der Bienen möglichst nahekommen. Der Brutraum muss ausreichend groß sein. Regelmäßige Gesundheitskontrollen und die Anwendung biologischer und schonender Behandlungsmethoden gegen Krankheiten und Parasiten sind essenziell. Der Einsatz chemischer Mittel sollte dabei minimiert werden.
Imkerliche Eingriffe sollten darauf abzielen, den Wärmeorganismus der Bienen zu respektieren. Zudem ist eine gesunde Ernährung wichtig, wobei man den Bienen Zugang zu einer vielfältigen Nahrungsquelle ermöglichen soll, ergänzt durch Zusatzfutter in Zeiten von Nahrungsmangel. Während der Winterruhe benötigen die Bienen ungestörte Bedingungen und ausreichende Vorräte.
Gernot plädiert außerdem dafür eine bienenfreundliche Landwirtschaft wie Blühwiesen und andere blütenreiche Habitate zu fördern.

Nach der Honigernte, einigen köstlichen Honigbroten und angehäuft mit neuem Wissen zur faszinierenden Welt der Honigbiene geht es weiter zum 15min entfernten Bauernhof Adamah in Glinzendorf.

 

Gangls Bio-Honigschmiede

Gänseblümchenweg 8, 1220 Wien

https://www.honigschmiede.at/

Faktenbox: TIERWOHL Bienen

Fotos: ÖKL, Koliha

Biohof ADAMAH, Glinzendorf, NÖ

Vermeidung von Lebensmittel-Abfällen durch BioKistln Veredelung von Urprodukten und präzise logistische Planung

Seit der Gründung im Jahr 1997 durch Gerhard und Sigrid Zoubek hat sich der Biohof stetig weiterentwickelt. Heute ist er weit mehr als ein traditioneller Familienbetrieb. Aktuell umfasst die Fläche 140 ha und das Team besteht aus
rund 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus etwa 10 verschiedenen Ländern. Gerhard und Sigrid sind bereits in Pension und haben den Biohof erfolgreich an ihre 4 Kinder übergeben. Was mit 60 Kistln in Hauszustellung pro Woche begann, ist heute eine erfolgreiche Marke. Wöchentlich werden hier etwa 8000 Bio-Kisteln verpackt und ausgeliefert.

Gerhard Zoubek, der Seniorchef, stieg zu uns in den Bus, und wir fahren gleich weiter zu den Gewächshäusern, wo wir Gurken und Auberginen sehen können. Die riesige Lagerhalle mit Unmengen an Kisten zeigt uns sofort, welche Logistik im Hintergrund bei der Familie Zoubek läuft. In diesem Fall dienen die großen Holzkisten der Lagerung von Wurzelgemüse. Die richtige Lagerung ist für die Adamahs das A und O, um auch über den Winter frisches Gemüse ausliefern zu können und Lebensmittelabfälle zu vermeiden.

Lebensmittelabfallvermeidung war auch der Grund, warum der Adamah-Hof zum Bio-Kisten-Konzept gekommen ist. Nach der Übernahme des Betriebs versuchten Gerhard und Sigrid das Gemüse am Markt zu verkaufen, was teilweise mit großem Frust verbunden war, da nicht verkauftes Blattgemüse nach einem Markttag schnell verdarb und nicht mehr verwendet werden konnte. "Viel Arbeit bis zur Ernte und dann einfach in den Müll? Das geht doch nicht!", kommentiert Gerhard. Während einer Reise nach Deutschland, wo das Konzept der Ökokiste bereits weit verbreitet war, kam die Idee auf, die Kistln auch am eigenen Betrieb umzusetzen. Gestartet mit 60 Kunden, sind es mittlerweile 6000 – Höchstzeiten waren in der Corona-Zeit. Und wie Gerhard sagt: "Wir haben nicht mit einem Businessplan begonnen, sondern mit Mut und Überzeugung!"

Laut Adamah-Hof geht’s ums „Verwenden statt verschwenden“! Durch bewusste Planung, richtige Lagerung und kreative Verwertung von Resten kann Lebensmittelverschwendung reduziert werden, was sowohl ökologische als auch ökonomische Vorteile bringt.

Lebensmittelverschwendung ist ein weltweites Problem! Ein Drittel der produzierten Lebensmittel weltweit werden verschwendet, was in Österreich 577.000 Tonnen ausmacht. Dies hat erhebliche Umweltauswirkungen, da Lebensmittelverschwendung für 10 % der globalen Treibhausgase verantwortlich ist. Lebensmittelverschwendung entsteht entlang der gesamten Wertschöpfungskette: von der Landwirtschaft über die Verarbeitung bis hin zum Endkonsumenten. Etwa 50 % des Lebensmittelabfalls entsteht beim Endkonsumenten, oft durch falsche Lagerung, zu große Portionen oder Missverständnisse beim Mindesthaltbarkeitsdatum. Die Reduktion von Lebensmittel-verschwendung könnte zudem bis zu 30 % mehr Kalorien für die globale Ernährung liefern, was dazu beitragen könnte, 10 Milliarden Menschen bis 2050 zu versorgen.

Der Adamah BioLaden arbeitet außerdem mit der App Good To Go zusammen, um Abfälle zu reduzieren. Über diese App können Nutzer:innen überschüssige Lebensmittel in Überraschungspaketen abholen. Als weitere Initiative werden Produkte vom Feld/Gewächshaus oder auch aus dem Hofladen an soziale Einrichtungen gespendet.

Die Familie vom Adamahhof hat somit ein effektives Low Waste System entwickelt, das auf mehreren Prinzipien basiert. Sie nutzen Kistln, in die das verfügbare Gemüse und Obst nur bei Bedarf geerntet wird. Ernteüberschüsse werden von gastronomischen Partnern veredelt und verarbeitet, und alles Weitere wird gespendet wodurch die Zoubeks ihre Ernte vollständig nutzen können. Das Bio-Gemüse und Bio-Obst wird zudem unverpackt an die Kunden geliefert, und wo Verpackungen erforderlich sind, bevorzugen sie Mehrwegsysteme, recycelbare oder biologisch abbaubare Materialien.

 

 

 

Normabweichende Produkte: Adamah BioLaden verwendet auch Obst und Gemüse, das nicht der Norm entspricht. Bruchkarotten oder Erdäpfel mit Wachstumsrissen werden weiterverwertet, oft in Zusammenarbeit mit Organisationen wie der Wiener Tafel.

Produktverwertung: Aus nicht perfekt aussehenden Früchten werden Pestos, Säfte und Sauergemüse hergestellt, um diese Produkte lange haltbar zu machen.

Bedarfsgerechte Lieferung: Im Adamah BioKistl wird nur die bestellte Menge geliefert. Produkte wie Brot, Gebäck, Milchprodukte und Fleisch werden genau nach Bedarf geliefert, um Überproduktion und Verschwendung zu vermeiden.

Flexibles Bestellen: Kunden können die benötigte Menge an Produkten wie Karotten und Erdäpfeln individuell bestellen, anstatt vorgepackte Mengen in Plastiksäcken zu kaufen.

Rezepte und Inspiration: Jede Woche liegen den BioKistln ausgewählte Rezepte bei, die helfen, das Obst und Gemüse optimal zu nutzen. Das Rezeptkistl enthält genau die richtige Menge an Zutaten für spezifische Gerichte, um Überbleibsel zu vermeiden.

Zusammenarbeit mit Hilfsorganisationen und der App To Good To Go

Wir werfen noch einen Blick ins Herzstück der Logistik-der Packhalle von wo aus ausgeliefert wird – vom Neusiedlersee bis nach St.Pölten, Tulln oder auch Graz – das Liefergebiet ist enorm! Unter einem riesigen Nussbaum diskutieren wir bei einer Verkostung noch das Kistl-Konzept und Gehard und Sigrid teilen noch weitere Details ihrer enkeltauglichen Low Waste Philosophie mit uns. Der Name „ADAMAH“ hat seinen Ursprung im Hebräischen und bedeutet „Ackerboden – lebendige Erde“. Gerhard übersetzt die Bezeichnung auch gern mit „Auf Dem Acker Mit Andacht Hergestellt“. Und wir sind uns einig: Diese mit Andacht hergestellte Produkte sollen keinesfalls im Mülleimer landen!

Biohof ADAMAH,

Sonnenweg 11, 2280 Glinzendorf

https://www.adamah.at/

Faktenbox: Adamahs Maßnahmen zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen
Faktenbox: Lebensmittelverschwendung

Fotos:  ÖKL, Koliha

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