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Schäfchen zählen
im Elsbeerland

Freitag, 27. September 2024

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Fotos: ÖKL

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Vermeidung LM-Verschwendung ohne Hinterg

Bauerngut Sonnleiten, Stössing, Niederösterreich

 

Am vergangenen Freitag beginnt unsere After Work Landpartie in Hütteldorf mit dem Ziel die Region Elsbeere Wienerwald zu erkunden. Der erste Halt ist das Bauerngut Sonnleiten in Stössing das von Julia und Matthias Holzmüller geführt wird. Nach einer abenteuerlichen Busfahrt über die kurvenreiche Straße werden wir herzlich von den beiden empfangen. Kaum eingetroffen, führt uns Julia direkt zu den Noriker-Pferden, die hier als Arbeitspferde im Einsatz sind.

Die Holzmüllers verfolgen ein nachhaltiges Gesamtkonzept: Streuobstwiesen, Krainer Steinschafe und Arbeitspferde. Die Schafe und Pferde beweiden gemeinsam die Streuobstwiesen und sorgen so für eine natürliche Pflege der Flächen. Besonders spannend ist es zu erfahren, dass die Schafe mithilfe der Pferde und Hütehunde von Weide zu Weide getrieben werden.

Julia erklärt uns, dass die Pferde auch im Wald arbeiten. In ihrer Diplomarbeit hat sie sogar untersucht, dass Pferde für Zugarbeiten auf Strecken unter 100 Metern effektiver sind als Seilzüge. Diese Erkenntnis nutzen die Holzmüllers und ergänzen die Traktorarbeit mit Pferdekraft. Interessant ist auch der Einsatz von traditionellen Arbeitsgeräten, entweder alten Maschinen oder solchen, die von den Amish aus Amerika stammen.

Der Betrieb bewirtschaftet insgesamt 83 Hektar Wald und 167 Hektar Grünland. Derzeit leben 125 Krainer Steinschafe auf dem Hof, eine alte Nutztierrasse die sowohl für Fleisch als auch für Milch verwendet wird. Tierwohl wird am Bauerngut Sonnleiten sehr hoch geschrieben - vor der Weide mit den Schafböcken erfahren wir, dass die Schafe das ganze Jahr über weiden und in einem Offenstall gehalten werden. Sie erhalten Heu aus eigener Produktion, das mit einem Doppelmesser gemäht wird, um die Nährstoffe bestmöglich zu bewahren. Die Tiere werden nur auf Bestellung geschlachtet, und das Fleisch wird ausschließlich in Schlachthälften vermarktet, um möglichst alles zu verwerten.

Nach einem kurzen Spaziergang beobachten wir, wie die Schafe von den Hütehunden zum Stall getrieben werden – ein beeindruckendes Schauspieldas die enge Zusammenarbeit von Mensch, Tier und Natur verdeutlicht.

Im Anschluss geht es zur Verkostung in ein Seitengebäude des, am Gelände liegenden,  Refugiums Hochstraß, einem ehemaligen Kloster und einer früheren landwirtschaftlichen Mädchenschule. In stimmungsvoller Atmosphäre genießen wir Lammbraten, hausgemachte Aufstriche, frisches Brot und Apfelsaft von den Streuobstwiesen des Bauernguts Sonnleiten.

Bauerngut Sonnleiten

Sonnleiten 5
3073 Stössing

www.bauerngut-sonnleiten.at

Biohof Mayer, Michelbach, Niederösterreich

Gestärkt und voller Eindrücke geht es weiter zum Biohof Mayer in Michelbach.

Dort empfängt uns Jakob Mayer und wir spazieren gemeinsam durch die hügelige Landschaft des Wienerwaldes hinauf zu den Elsbeerbäumen. Jetzt, im September und Oktober, ist die Hochsaison der Elsbeeren. Hoch oben in den Wipfeln entdecken wir Jakobs Eltern Veronika und Norbert Mayer auf schmalen Leitern, die gerade die reifen Elsbeeren ernten. Jakob erklärt uns, dass sie auf ihrem Betrieb 21 Elsbeerbäume und insgesamt 260 weitere Streuobstbäume wie Dirndln, Birnen und Äpfel bewirtschaften.

 

Die Elsbeere, auch bekannt als Ruhrbirne oder Schweizer Birnbaum, ist unter anderem für ihre medizinischen Eigenschaften bekannt. Früher wurde sie gegen Darmbeschwerden und Koliken eingesetzt. Das Holz der Elsbeere ist besonders hart und verformt sich nicht – es wurde früher für Radnaben und Spindeln bei Mostpressen verwendet. Angeblich wurde die Elsbeere bei der Weltausstellung 1900 sogar zum schönsten Holz der Welt gekürt.

Jakob legt seinen Klettergurt an, besteigt die Leiter und zeigt uns, wie viel Einsatz es bedeutet, Elsbeeren zu ernten und zu verarbeiten, anstatt sie am Baum zu belassen. Wir verstehen, wie wichtig es ist alte Streuobstbestände zu bewirtschaften und das Wissen darüber zu bewahren um vorhandene Lebensmittel zu verwenden anstatt liegen zu lassen. 
Danach, im Haus der Elsbeere, sind bereits Tische vorbereitet und die Teilnehmer:innen üben das „Rebeln“ der Elsbeeren – eine traditionelle Handarbeit die sogar als immaterielles Kulturerbe ausgezeichnet wurde. Währenddessen erzählen uns Jakob und seine Mutter Veronika viel über die Verarbeitung und Lagerung von Streuobst. Am Biohof Mayer werden aus den Früchten Chutneys, Schnäpse, Liköre und Aufstriche hergestellt. Anhand der Elsbeere verstehen wir, wie der Erhalt und die Kultivierung alter Obstsorten landwirtschaftliche Betriebe prägen können. In der Region gibt es sogar einen Verein der sich dem Erhalt der Elsbeere widmet.

Den krönenden Abschluss bildet eine Verkostung von besonderen Produkten wie Dirndlmarmelade, Chutney, Elsbeerwurst und Birnenschnaps – regionale Spezialitäten die die Vielfalt, den Wert und die geschmackliche Veredelung von Streuobst verdeutlichen.

Mit vielen neuen Informationen zum Tierwohl in der Schafhaltung und zur Nutzbarmachung von Lebensmitteln und mit geschmackvollen Souvenirs begeben wir uns schließlich, wieder über ein paar Steilkurven, auf den Rückweg nach Wien.

Jakob Mayer

Mayerhöfen 1
3074 Michelbach

www.elsbeere.at

Fotos: ÖKL

Fotos: ÖKL

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