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Landwirtschaft anders:

von Bienen & Schwammerl & Kompost

Am Nachmittag des Freitags, den 25. Juni 2021, trafen einander 21 interessierte Personen, um gemeinsam eine Imkerei und eine Schwammerlproduktion in Wien zu besuchen und zu erkunden. Weiters standen die Themen Kompost und Gemeinschaftsgarten auf dem Programm. Zum Abschluss gab es Bio-Steckerfisch aus Kärnten!

AfterWork LW anders_210625 (c) ÖKL (27).

Gangl’s Bio-Honigschmiede, 1220 Wien

 

Am Gänseblümchenweg befindet sich die „Honigschmiede“ von Gernot und Margarete Gangl, die uns herzlich in ihrem Garten begrüßten. Als Quereinsteiger gründete Herr Gangl 2010 seine Imkerei, die er nun schon über 10 Jahre mit Freude und Erfolg im Vollerwerb und nach biologischen Richtlinien betreibt. Seine ca. 200 Bienenstöcke stehen verteilt an verschiedenen Stellen wie Windschutzgürteln, Gärten und anderen landwirtschaftlichen Randgebieten. Bienen sind nach Schwein und Rind die drittwichtigsten landwirtschaftlichen Nutztiere, sie sind für die Bestäubung unentbehrlich und deshalb ein Wirtschaftsfaktor, dessen Bedeutung man niemals unterschätzen darf!

Mit einigen Unterlagen und vor allem aber mit dem Bienenschaukasten, Bienenstöcken und „Smoker“ im Garten zeigte und erzählte er uns über die Lebenszyklen und -weisen im Bienenvolk, über die Ammen-, Bau-, Wächter- und Sommer- bzw. Winterbiene, über das Hygienekonzept im Bienenstock (Propolis!), über die Vermehrung von Bienenvölkern, über die Gefahren wie die Varoa-Milben, die Drohnensammelplätze, über das „schwere“ Leben als Königin, dass der Imker die Eier „Stifte“ nennt, wie gut eine Biene Temperatur und Luftfeuchtigkeit messen kann, wie gut sich Bienen im Dunkeln mittels Fühler orientieren können und noch viele, viele weitere Details und Wissenswertes. Die Zeit verging rasch und Gernot und Margarete bemühten sich sehr, alle Fragen – und das waren unzählige – zu beantworten.

Dass wir dann zuschauen konnten, wie der Honig vor unseren Augen „geerntet“ und dann geschleudert wurde, war schon ein sehr schönes Erlebnis! Auf frischem Brot konnten wir alle den "eigenen" Honig verkosten!

http://www.honigschmiede.at/

Fotos: ÖKL, Stefan Nicolussi

Hut & Stiel, 1220 Wien

 

Ebenfalls im 22. Bezirk lag die nächste Station, der Betrieb „Hut & Stiel“, ein junges, innovatives Projekt in der „Kleinen Stadtfarm“. Begonnen hat alles 2015 zu zweit in einem Keller im 20. Bezirk in Wien, wo ausprobiert wurde, ob Schwammerl auf Kaffeesatz wachsen. Ja, das tun sie! Mittlerweile arbeiten sechs Personen in der Schwammerl-Produktion, die uns Manuel und sein Kollege Thomas zeigten.

Das Rezept ist einfach:

100 kg Kaffeesatz + Myzel + ein bisschen Kalk + ein bisschen Stroh und Kaffeebohnenschalen = 20 kg Austernpilze

Herausfordernd ist v.a. die Logistik, um aus der Gastronomie, von Pensionistenheimen, von großen Büros u.ä. den Kaffeesatz zu sammeln. Ist einmal alles vor Ort, werden die Zutaten gemischt und in Säcke gefüllt, die mit Löchern versehen sind. Diese lagern dann auf Regalen ca. 4 Wochen („Inkubationszeit“) lang bei 20 Grad Celsius. Dann beginnt in einem anderen Raum, in dem es 15 Grad Celsius und eine höhere Luftfeuchtigkeit hat, die „Fruchtung“, das bedeutet ganz einfach, dass hier die Schwammerl aus den Löchern sprießen! Nach ca. einer Woche ist Erntezeit! Da der Platz in der Kleinen Stadtfarm zu eng ist, können die Pilze in einem großen Keller in Klosterneuburg heranwachsen, der für die Fruchtung die idealen Bedingungen liefert!

Die frischen Pilze werden dann so schnell wie möglich an die Gastronomie oder andere Abnehmer geliefert, was übrig bleibt, wird zu Sugo, Aufstrich, Pesto und Gulasch verarbeitet, in Gläser gefüllt und in diversen Geschäften verkauft.
Diese Produkte konnten wir dann gleich verkosten!  


https://www.hutundstiel.at/

Fotos:  ÖKL, Stefan Nicolussi

Kleine Stadtfarm, 1220 Wien

 

Zum Schluss trafen wir den Kompostexperten und Mitbegründer der Kleinen Stadtfarm Nikolai Ritter, der uns zuerst die Geschichte und Philosophie dieses Projektes näherbrachte. Dann gingen wir auf die Gemüsefelder – einem wichtigen Teil des 8 ha großen Geländes, dessen Verpächter die Stadt Wien ist, und auf dem 20 verschiedene Vereine mit ca. 400 Leuten zusammenarbeiten. Obwohl es hier zu regnen begann, haben wir philippinische, afghanische, syrische und hiesige Gartenkultur gesehen, intensiv, auf engem Raum, Gemüse neben Beeren und Blumen. Die Produktion ist hier um ein zwei- bis zehn (!!!!) faches höher als in einem „normalen“ Gemüsebetrieb, was an der geschickten Anordnung und Abfolge sowie an der besonders guten Erde, die mit „Terra Preta“-Kompost angereichert ist und wird, liegt.

Zu dieser Kompostbereitung erzählte uns Nikolai, dass diese Methode im Amazonasgebiet von Indigenen Völkern „erfunden“ wurde. Alle Feuerreste (= immer abgelöschte Holzkohle) sowie Küchenabfälle und Exkremente wurden in Tontöpfen gesammelt und diese in den Feldern eingegraben. Der Anwuchs von Bäumen sprengte die Töpfe und es entstanden die fruchtbarsten Böden der Welt = Terra Preta (Schwarze Erde). Folglich liegt das Hauptaugenmerk bei der „Terra Preta“-Herstellung im Einmischen von Holzkohlestaub (ca. 10 %) in die Kompostschichten. Holzkohle wirkt wie ein Schwamm – sie speichert Wasser, Mikroorganismen und Nährstoffe. Außerdem bindet sie im Holzkohlestaub nachhaltig CO2 in den Boden, was gut fürs Klima ist und „Klimafarming" genannt wird.

Nach all den unterschiedlichen und hochinteressanten Informationen zu so vielen verschiedenen landwirtschaftlichen Themen konnten wir den Nachmittag genüsslich bei Bio-Steckerlfisch und Bio-Duroc-Koteletts im Café im Leo in der Kleinen Stadtfarm ausklingen lassen!! Ein Besuch lohnt sich!

https://www.facebook.com/kleinestadtfarm

https://www.facebook.com/cafeimleo/

Fotos: ÖKL, Stefan Nicolussi

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